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Wer träumt nicht davon: Aufhören wenn man ganz oben ist! - Unsere Ankunft am Nordkapp
Im hohen Norden Norwegens erwischen wir dieses Jahr einen Sommer, der kein Sommer ist.
Die einheimische Tankwartin hat genau mitgezählt und meint kopfschüttelnd, dass sie in diesem Jahr an nur 11 Tagen ihre kurze Hose getragen hat.
Unsere Temperaturanzeige schwankt zwischen 5-7°C, der eisige Nordwind pfeift uns um die Ohren und wenn wir nicht gerade radeln, frieren wir. Nachts liegt eine Eisschicht auf dem Zelt und wir kriechen enger zusammen.
Wir haben Mitte August.

16 Monate sind seit unserem Aufbruch am Kap der guten Hoffnung in Südafrika verstrichen und heute erreichen wir das Ziel unserer Reise: das Nordkapp.
Wir sind glücklich.
Zu unserer riesengrossen Freude gibt es hier eine beheizte Cafeteria, wo wir uns erstmal aufwärmen und bis zum Abend einfach sitzen bleiben.
Was braucht man mehr?
Der Japaner Lou gesellt sich zu uns. Er ist mit seinem Fahrrad von Asien nach Europa geradelt und erzählt uns etwas besorgt, dass er vor zwei Tagen sein Zelt mitsamt den Packtaschen zurückgelassen hat und in der Nacht nur im Schlafsack schläft... er wollte für die 130 km raus zum Nordkapp und zurück einfach Gewicht sparen. Während er uns das erzählt, zieht er immer wieder seine Zipfelmütze nach oben, kneift dabei die Augen zusammen und rümpft die Nase wie ein Häschen. Ein lustiger Bursche finden wir, zumal draussen der Sturm mit Windstärke 10 wütet und wir seine Sorge teilen, dass sein Zelt vielleicht wegweht. Lachend bieten wir ihm für diese Nacht die Besucherritze in unserem Zelt an, doch Lou hat Hummeln im Hintern und macht sich lieber auf den Rückweg.
Wir bleiben und finden ein windstilles Plätzchen auf der Veranda eines leerstehenden Hauses. Zwei Letten, die den Nordkappfelsen hochklettern wollen und Alex aus dem Schwarzwald, der mit dem Motorrad unterwegs ist, zelten hier bereits.
Wir fünf haben den selben Humor und am nächsten Morgen beim Frühstück noch viel Spass miteinander.

Entlang der Fjorde grasen viele Rentiere am Strassenrand, einige haben schon ihr weisses Winterfell, oben auf dem Fjell liegt bereits der erste Schnee und wir singen " Rudolf the rednosed reindeer", bis uns bewusst wird, dass wir Ende August haben... was herrscht hier oben doch nur für ein rauhes Klima!
Die ersten Campingplätze sind bereits geschlossen, einige Fähren haben ihren Betrieb eingestellt und entlang der Fjorde geht es tüchtig bergauf und bergab allerdings mit herrlichen Aussichten.

Nachdem wir unsere Freunde Suse, Niklas und Leina im Lappland verpasst haben und Anja und Michael, die in Südnorwegen reisten, trat ein, was wir nicht mehr zu hoffen wagten. Mitten auf der Europastrasse treffen wir unseren Schweizer Freund Adi und seinen Kumpel Siggi, die auf dem Motorrad Richtung Nordkapp unterwegs sind! Wie genial, die Wiedersehensfreude ist gross und zur Krönung springen ein paar Schweinswale im Fjordwasser herum und die Sonne lacht am Himmel! Was für ein toller Zufall!!!

Wenn wir kein Wasser mehr haben, füllen wir unsere Flaschen häufig an Tankstellen und Supermärkten auf oder fragen einfach an einer Haustür. Gerade verlässt eine Frau das Haus und wir fragen, ob sie bitte etwas Wasser für uns hätte? Na klar! Sie nimmt unsere leeren Flaschen entgegen, verschwindet im Haus und bringt sie gefüllt zurück.
Lachend meint sie, dass sie hier gar nicht wohnen würde. Das sei das Zuhause einer Nachbarin, die sie besuchen wollte, die aber gerade draussen unterwegs sei.
Verwundert fragen wir sie, ob die Haustür denn nicht abgeschlossen wird?
"Nein, hier auf dem Lande stehen die Türen immer offen!" Und so kommen wir zu unserem Wasser!

Wir radeln auf die Lofoten, die wir glatt als die Perle Norwegens bezeichnen würden... jedenfalls bei Sonnenschein. Nach drei verregneten Tagen haben wir riesiges Glück und ernten drei Tage Sonnenschein mit blauen Himmel und sternenklarer Nacht. Dank des klaren Himmels sehen wir gegen Mitternacht Polarlichter. Was für ein unvergessliches Schauspiel der Natur!!!
Das Gebirge der Lofoten ist eines der ältesten auf Erden und ragt spitz und schroff aus dem Ozean. Hier gibt es noch Seen mit Trinkwasserqualität. Wie schön, dass es sowas noch in Europa gibt.
Einige Fischerdörfer sind auf ihren Holzstelzen halb im Wasser, halb an die Felsen gebaut, das Meerwasser ist sauber und klar wie in der Karibik, allerdings etwas erfrischender, und der Fischfang reichlich. Eine Idylle wie im Feenland.
Einige Fischzuchten haben ihre grossen Bassins in den Fjorden und wir kommen zu dem Ergebnis, dass nicht jeder Fjordlachs wirklich "wild" ist.

Im Norden Norwegens treffen wir viele, viele Afrikaner. Wir sprechen Hailom vor dem Supermarkt an. Er kommt aus Somalia und als er erfährt, dass wir aus Deutschland sind, schwenkt er auf fliessend deutsch um. Wir staunen nicht schlecht. Drei Jahre hat er in Leipzig gelebt und arbeitet jetzt in einer Fischfabrik in Norwegen.

Wir fragen ihn noch, wie es ihm hier gefällt?
Hailom schüttelt den Kopf und verzieht das Gesicht: "Nicht so gut! Aber was soll ich machen? Zurück kann ich nicht und hier gibt es doch Menschenrechte. Hier bin ich in Sicherheit. Man muss immer das Beste draus machen! Bitte entschuldigt mich, ich muss weiter."
Wir schauen ihm noch hinterher, als er mit dem Fahrrad abfährt. Er tut uns ein wenig Leid.
Hailom ist der erste Afrikaner auf unserer Reise, der keine Zeit hat.
Was sind die afrikanische und europäische Kultur doch für unterschiedliche Welten!

Die Lofoten sind noch ein ganzes Stückchen oberhalb des Polarkreises und da wir zum 90. Geburtstag von Alexanders Opa wieder zurück sein wollen, nehmen wir den Zug nach Oslo und die Fähre hinüber nach Hirtshals/Dänemark. Unser Plan ist es, über den gutbeschilderten Nordseefernradweg nach Schleswig-Holstein zurückzuradeln.
Doch Petrus meint es nicht allzu gut mit uns. Nach zwei durchwachsenen Tagen folgt Sturm und Regen. Unser Zelt ist nur noch begrenzt wetterfest, weil Afrikas Termiten den Boden leicht perforiert haben und die ersten Schimmelflecken schmücken das Innenzelt, die Isomatten und Schlafsäcke sind nass und wir möchten nur noch nach Hause auf die warme Ofenbank.

Gedacht, gesagt, getan: im nächsten Örtchen steigen wir kurzerhand in den Zug. Der Regen prasselt gegen die Fensterscheiben. Wir gucken raus und freuen uns, dass wir im Warmen und Trockenen sitzen. Wie einfach Reisen doch sein kann.
Diese Nacht schafen wir in Padborgs Bahnhofshalle. Draussen tobt der Sturm mit Windstärke 11 und wir müssen uns erstmal besinnen, dass unsere Reise morgen zu Ende ist.
In der Frühe sitzt Alexander auf der Isomatte:" Ach, ich freue mich schon auf eine heisse Dusche und ein Zimmer, in dem ich sitzen kann ohne dass es reinregnet."
Wir schwingen uns auf die Räder und überraschen meine Schwester in Flensburg mit einem Frühstücksbesuch, am Hafen gibt es Fischbrötchen als weitere Stärkung und dann radeln wir nach Brebel.
Es ist schön, wieder in der Heimat anzukommen. Papa hat den Ofen schon eingeheizt, bei Muttern brutzelt das Gulasch in der Backröhre und wir sind glücklich wieder bei der Familie zu sein... und auch etwas traurig, dass unsere Reise nun endgültig zu Ende ist.