Daten
Hauptstadt
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
BIP pro Einwohner
HDI
Währung
Unabhängigkeit
Lebenserwartung
Alphabetisierungsrate
HIV/AIDS (19-49 Jahre)
Tallinn
45.226 km² (139.)
1.299.371 (153.)
31 pro km²
20.300 US-Dollar (55.)
0,860 (44.)
Estnische Krone
20.08.1991
72 Jahre
99 %
1,1 %
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Estland
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Per Gesetz garantiert Estland den Zugang zum Internet. Im ganzen Land gibt es WiFi - Hotspots (kabellose und kostenlose Internetzugangspunkte). Wer keinen Rechner hat, darf gratis an einem von über 700 öffentlichen Terminals in Postämtern, Bibliotheken und Dorfläden online gehen. Eine solche Regelung ist in Europa einmalig. In Estland sind alle Schulen online.
Wissenswertes
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Bildergalerie
>>> Impressionen von Estland <<<
Wir sind auf dem Weg nach Tallinn. Auf einem Rastplatz treffen wir den Iren Greg, der mit seinem schwer beladenen Motorrad gerade vom Nordkapp Richtung Heimat fährt. Seine "Begeisterung" für Finnland spricht Bände: "Die Strassen sind flach, es geht immer geradeaus und rechts und links ist dichter Wald. Es ist soooo langweilig! Ich bin kreuz und quer durch Finnland gefahren, um irgendetwas abwechslungsreiches zu finden, doch selbst die auf der Landkarte als besonders hübsch markierten Nebenstrassen sind alle gleich!"
Er ist ein netter Kerl und wir hören raus, dass er sich wirklich bemühte, an Finnland gefallen zu finden. Wir amüsieren uns köstlich und fragen ihn, ob die Seen nicht hübsch seien und das Baden herrlich erfrischend?
Naja, vor lauter Bäumen sieht man die Seen ja kaum und er rät uns noch, lieber die Fähre nach Stockholm zu nehmen und über Schweden gen Norden zu radeln und ergänzt lachend, dass es überhaupt eine Kunst sei, mit den Finnen ins Gespräch zu kommen.
Dass die Finnen ein besonderes Volk sein sollen, davon haben wir bereits gehört. So pflegen die Dänen, Norweger oder Schweden zu sagen: "Wir kommen zwar aus Skandinavien, aber nicht aus Finnland!"
Unsere Neugierde auf Finnland wächst und unser Plan steht fest, durch dieses Land zu reisen.


In Tallinn haben wir Glück und finden über die Organisation "Warmduscher" eine Bleibe bei Louise. Ihre Mail lautet folgendermassen: Ich lebe mit 9 Mitbewohnern in einem Haus. Kommt einfach vorbei, vielleicht bin ich da, vielleicht auch nicht.

Wir finden, dass das vielversprechend klingt, doch in Wirklichkeit kommt es noch viel besser!
Louise ist nicht da, aber dafür der Mitbewohner Erko, der uns herzlich in Empfang nimmt. Diese WG ähnelt eher einem Hostel, denn bis Mitternacht füllt sich das Haus mit vielen Rucksackreisenden, die nacheinander aus allen Herren Ländern eintrudeln. Auf dem Matratzenlager unter dem Dach findet jeder ein Plätzchen. Neben den mittlerweile 30 Leuten springen noch ein paar Kinder aus der Nachbarschaft herum, denn die Türe steht für alle offen und die Knirpse scheinen nicht müde zu sein.
Als die Uhr zwölf schlägt, lege ich mich als erste schlafen, alle anderen sind munter, der Kühlschrank, der mit Bierdosen gefüllt ist, wird langsam leer und die Wodkaflaschen im Eisfach rinnen die durstigen Partykehlen herunter!
Gegen 2:00 Uhr wird es langsam wieder hell, ein paar Mädels sitzen draussen auf den Schaukeln und schunkeln friedlich in den nächsten Tag und Alexander ist der zweite, der sich bettet.
Wir taufen diese Kommune "die Freaks" und stellen fest, dass ich aus dieser Phase raus bin und Alexander eigentlich nie drin war.

Der "Hostelmanager" und Oberfreak Erko erzählt uns noch, warum das Trampen im Baltikum so weit verbreitet ist.
Früher, also vor 1991, waren die Baltikstaaten unter Sowjetischer Herrschaft. Damals gab es Marken für Nahrungsmittel und eben diese Lotteriescheine. Viele Menschen hatten wenig und mussten beispielsweise jahrelang auf einen Trabanten warten, wenn sie einen bestellten. Also gingen die Leute einfach an den Strassenrand und hielten den Daumen raus.
Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man als Tramper auf längeren Strecken dem Fahrer einen Lotterieschein als Dankeschön gab. So entstand ein System aus "Geben und Nehmen", dass den Autofahrern auch einen Anreiz gab, Anhalter mitzunehmen.
Heutzutage gibt es zwar keine Lotteriescheine mehr, doch die Trampertradition hat Bestand und die Autos halten trotzdem noch.
Erko ergänzt noch lachend: "Wenn du in Skandinavien trampst, dann wissen die Autofahrer gar nicht, was du willst! Ich habe erlebt, dass Leute halten und mir erklärten, wo die nächste Bushaltestelle ist...! Ausserdem verstehen die Leute in Skandinavien auch nicht, dass man vielleicht nur wenig Geld hat und wenn man abends in der Kneipe ein Bier bestellen möchte, sich erstmal erkundigt, welches das günstigste ist und sich dann überlegt, ob man ein grosses oder kleines nimmt!"

Bei den "Freaks" finden auch Daniela und Flo eine Bleibe. Die beiden Studenten Trampen von Leipzig zum Nordkapp und nehmen dieselbe Fähre wie wir hinüber nach Helsinki.
Wir sind ja solche Glückskinder!
An Bord gibt es das sagenhafte Angebot, dass wir uns für nur einen Euro (anstatt zehn!!!!) am Frühstücksbuffet laben können!
Ich freue mich seit zwei Tagen auf diesen Morgen und endlich ist es soweit. Wir vier sitzen am Tisch. Vor uns liegen ein paar Teller mit all den Köstlichkeiten des Buffets.
Während Flo seinen selbstkreierten mit Speckwürfeln gefüllten Pfannkuchen degustiert, erklärt er uns, wie wir unsere Bäuche am besten füllen können: "In kleinen Häppchen langsam essen und zwischendurch ein paar Dehnübungen machen."
Wir nehmen uns seine Worte zu Herzen, recken und strecken uns immer wieder und sitzen zwei Stunden später immer noch vor unseren Tellern, allerdings sind wir mittlerweile bei dem süssen Dessertbuffet gelandet. Draussen ist schon Land in Sicht und in Helsinki angekommen radeln wir erstmal in den nächsten Park und legen uns schlafen.

Später frage ich Alexander, was er denn so alles geschafft hat?
"Ach, eigentlich gar nicht so viel. Drei Brötchen mit Rührei und Fisch, halt das, was wir sonst nicht haben. Fünf Pfannkuchen, Obstsalat, Joghurt, einige Croissants und Donuts...! Wir müssen beide lachen, dann die Aufzählung nimmt kein Ende und wir sind uns einig, dass der Euro eine der besten und leckersten Investitionen war!!!
Estland - Pausentag bei den "Freaks" und eine lohnende Fährfahrt
Das Fährschiff "Estonia" (= Estland in englischer Sprache) sank am 28. September 1994 auf dem Seeweg von Tallinn nach Stockholm. Mit 852 Opfern war es das schwerste Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Die Ursache konnte bis heute nicht vollständig aufgeklärt werden. Die offizielle Version lautet, dass sich die Bugklappen während der Fahrt öffneten und dann abgerissen wurden.
Gerüchte das es an Bord zu einer Bombenexplosion kam, konnten nie bewiesen werden.
Fakt ist jedoch das es an Bord der "Estonia" zu illegalen Waffenlieferungen kam, dies räumte im Dezember 2006 der ehemalige estnische Aussenminister Trivimi Velliste überraschend ein. Des weiteren gab er bekannt, dass er diese Transporte genehmigt und betreut hatte.
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