Daten
Hauptstadt
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
BIP pro Einwohner
HDI
Währung
Staatsgründung
Lebenserwartung
Alphabetisierungsrate
HIV/AIDS (19-49 Jahre)
Belgrad
88.361 km² (110.)
7.498.001
97 pro km²
7.054 US-Dollar (64.)

Serbischer Dinar
05.06.2006
75 Jahre
93 %
0,2 %
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Serbien
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Eine Busfahrt mit Fahrrädern ist so eine Sache für sich. Auch wenn wir beim Ticketkauf bereits abgeklärt haben, dass wir Drahtesel dabei haben und alles in Ordnung ist, begrüsst uns der Busbegleiter grundsätzlich mit einem "No" anstatt "Hello". Wir dürfen mit, doch die die Räder nicht... aber das kennen wir bereits! Da es genügt, wenn sich eine Person aufregt, in diesem Fall der Busbegleiter (ihn gibt es übrigens bisher in jedem Land, er ist zuständig für Ticketkontrolle, Koffer verladen und Service an Bord), bleiben wir ruhig und warten erstmal ab. Dann schauen wir in den Bauch des Busses und machen uns ein Bild vom Möglichen oder Unmöglichen. Auch dieses Mal ist genügend Stauraum vorhanden und wir überlegen uns, ob wir die Fahrräder in der "Sandwich-Variante" übereinander oder "stehend ohne Vorderrad" nebeneinander verstauen werden und packen dann die Sache ohne viel zu Fragen selber an. So sind alle zufrieden: der Busbegleiter muss sich nicht krumm machen und wir verladen unsere sieben Sachen eh lieber selber.

In Belgrad ist ein Musikfestival und eine Unterkunft zu finden gestaltet sich als schwierige Angelegenheit. Wir klappern im Regen ein paar Hostels ab.
Es ist 11:00 Uhr vormittags, ich stehe in einem sechs Quadratmeter grossen Zimmer, welches Rezeptions- und Aufenthaltsraum zugleich ist. Auf der Couch liegt Goran und schläft den Schlaf des Gerechten. Auch ansonsten ist in diesem Hostel, dass eigentlich eine gemütliche 3-Zimmer Mietwohnung ist, noch niemand auf den Beinen. Zeugen des Vorabends stehen zahlreich herum: Jägermeister, Raki und leere Bierflaschen. Ich schüttele Goran aus seinem Katerschlaf, er steht neben der Spur, ist aber sehr hilfsbereit. Er sei ausgebucht, glaubt er, so seine Worte, ruft aber diverse andere Hostels an, mit dem Ergebnis, dass sie auch keine Betten frei haben. Dann kommt sein Auftritt: ein Blitzgedanke erhellt seine Miene. Gestern Abend haben doch zwei Amerikanerinnen ausgecheckt! Also ist ein Etagenbett im Mehrbettzimmer frei.
Die Leute sind sehr nett, die Nacht sehr laut und irgendwie lieben wir unser Zelt!

In Belgrad besuchen wir das "Fresco-Museum", um von der Geschichte Serbiens mehr zu erfahren. Leider stehen wir vor verschlossener Tür, da das Gebäude in den nächsten drei Monaten restauriert wird. Der Museumsdirektor besichtigt den Bau und meint ironisch, dass wir in zwei Jahren wiederkommen könnten, es gäbe noch viel zu tun. Uns gefällt sein Humor, wir kommen ins Gespräch und so erfahren wir historische Ereignisse aus erster Hand.
Die Wunden des Krieges von 1999 sind noch nicht verheilt. Sowohl die Menschen müssen den 78 Tage NATO - Angriff auf Belgrad noch verdauen, als auch Gebäude wiederaufgebaut und renoviert werden, wie das Museumsgebäude.

Wir gehen in eine Wechselstube, um unsere US-Dollarnoten in Serbische Dinar umzutauschen und sind irritiert, als wir auf dem Wechseltableau die Umtauschrate der Weltwährung US-Dollar erst gar nicht finden und dann beim genaueren Suchen ganz unten sehen. Normalerweise ist diese Währung in der Tabelle ganz oben angeschrieben. Anhand dieser Feinheiten erkennt man doch, wie tief die Wunden des US - Natoangriffs sind...!

In Belgrad gehen wir in die Oper, aber nicht wie ihr jetzt denkt in eine richtige, sondern in ein Restaurant, dass super genial stilvoll wie eine Oper aufgemacht ist. Wir können noch eine Loge ergattern, sind glücklich in unseren vier Samtwänden und geniessen den Abend bei Kerzenschein, Opernmusik, Fleischplatte und Bier. Mensch geht es uns gut!!!

Die Sonne lacht, der Frühling grünt und wir radeln in den Norden Richtung Ungarn. Die Menschen in Serbien sind sehr nett und aufgeschlossen. Während einer Picknickpause in einer kleinen Seitenstrasse gesellt sich eine älterer Herr zu uns. Sowohl er wie auch seine Frau sprechen ein wenig deutsch und zum Abschied pflückt er mir ganz charmant einen Strauss Fliederblüten.
Während einer anderen Brotzeit am Strassenrand werden wir zum Kaffee eingeladen und wenn wir abends an einer Tankstelle fragen, ob wir unser Nachtlager aufschlagen dürfen, sind wir immer herzlich willkommen.

Was uns in Serbien wundert, sind die niedrigen Preise für Lebensmittel und besonders fallen uns die 2-Liter-Bierflaschen ins Auge. Das gibt es doch selbst in Bayern nicht, oder?
Wir plaudern vorm Dorfladen mit einem kecken 13-jährigen, der uns nicht glauben will, dass wir aus Afrika geradelt kommen. Er spricht wie ein Alter: "Ja, ja, mit dem Gehalt können wir keine Sprünge machen, doch zum Überleben reicht es...!" Und fährt fort, dass ein Durchschnittsgehalt bei 200-300 Euro monatlich liegt. Wenn er gross ist, möchte er nach Deutschland kommen und dort sein Geld verdienen.
Na, dann mal zu!
Abwarten und Tee trinken
>>> Impressionen von Serbien <<<
Bildergalerie
Wissenswertes
Im Jahr 1986 verkündeten serbische Nationalisten unter der Führung von Slobodan Milosevic die Gestaltung eines "grossen Serbien". Da die Serben schon zu dieser Zeit sehr viel Macht in der Regierung und im Yugoslawischen Militär hatten, befürchteten die Bündnisländer eine totale Unterdrückung in einem serbischen Regime. Sie schlossen sich zusammen und begannen einen erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg gegen das serbische Militärregime.

Im April 1992 gründeten die verbliebenen Länder Serbien & Montenegro eine "Yugoslawische Föderation" ohne der Provinz Kosovo die Unabhängigkeit anzuerkennen. In den folgenden Jahren kam es regelmässig zu Aufständen der Bevölkerung des Kosovo (überwiegend Kosovo- Albaner).
Nach schweren Unruhen in den Jahren 1998 und 1999 besetzte das serbische Militär die Provinz Kosovo und begann eine systematische Ermordung der albanischen Bevölkerung. Hunderttausende Kosovo - Albaner flohen nach Mazedonien und Albanien.

Als Slobodan Milosevic seine Truppen, nach Aufforderung der UN, nicht zurückrief, begannen US - Kampfflugzeuge (mit einem NATO-Mandat) ein fast 3-monatiges Bombardement auf die serbische Hauptstadt Belgrad. Am 12.06.1999 zog sich die serbische Armee aus dem Kosovo zurück.

Slobodan Milosevic wurde im Jahr 2000 als Präsident abgelöst, nachdem die Bevölkerung das Parlament gestürmt hatte. Zuvor hatte Milosevic dem Wahlergebnis, dass den Herausforderer Kostunica als Sieger sah, die Anerkennung verweigert.
Er wurde im April 2001 dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag überstellt. Am 11.03.2006 wurde Slobodan Milosevic Tod in seiner Gefängiszelle aufgefunden.
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Im Jahr 1918 wurden die Länder Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegovina, Vojvodina, Serbien mit der Provinz Kosovo, Montenegro und Mazedonien in dem "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" vereint. Ab 1929 trug dieses "Bündnis" den Namen Yugoslawien (südliche Slawen).
Nach der Unabhängigkeit der Bündispartner entstand 1992 die Republik Serbien (mit Kosovo-Provinz) & Montenegro. Im Juni 2006 wurde Montenegro ein unabhängiger Staat. Im Februar 2008 erklärte die Provinz Kosovo ihre Unabhängigkeit von Serbien. Bis heute erkennt Serbien den "Staat Kosovo" nicht an.

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