Tansania
Daten
Hauptstadt
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
BIP pro Einwohner
HDI
Währung
Unabhängigkeit
Lebenserwartung
Alphabetisierungsrate
HIV/AIDS (19-49 Jahre)
Dodoma
945.087 km² (30.)
40.213.160 (65.)
41 pro km²
415 US-Dollar (161.)
0,43 (162.)
Tansanischer Schilling
09.12.1961
45 Jahre
78 %
8,8 %
Tansania (I.Teil)
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Wissenswertes
Hier geht`s zum II.Teil unseres Berichts
In Tansania ist jetzt Schluss mit Englisch. Unser Kauderwelsch "Kisuaheli" kommt zum Einsatz. Neben den Begrüssungsfloskeln lernen wir Obst- und Gemüsesorten, die Gerichte und natürlich die Zahlen für`s Handeln.
Die Nahrungsbeschaffung muss gesichert sein, sonst fehlt der Treibstoff und der ist in diesem bergigen Abschnitt besonders gefragt. Zum ersten Mal erreichen wir auf dem Weg nach Tukuyu die 2000 Höhenmeter-Marke. Eine hübsche Landschaft führt uns über Teeplantagen und viel Grün hinauf. Wir haben Glück, dass in Tukuyu der Geldautomat funktionert. So können wir Tansanische Schillinge abheben und gleich ein "Chipsi mayai" (Bratkartoffeln mit Rührei überbacken) verspeisen.
Am nächsten Tag wollen wir unsere Homepage erneuern und suchen ein Internet-Cafe. Pole, Pole (=langsam, langsam) alles braucht seine Zeit, und so stehen 10-20 Leute um einen PC herum, ein anderer wird von mehreren Leuten in 30 minütiger Arbeit installiert mit dem Ergebnis, dass wir unser Notebook nicht anschliessen können.

Die Hauptstrasse nach Daressalaam ist recht stark befahren und der Fahrstil lässt zu wünschen übrig. Alexander: "Also, in den anderen Ländern waren wir Radfahrer schon nicht gern gesehen. Aber hier? Hier scheinen wir einfach nicht mehr zu existieren". Damit fühlen wir uns nochmal bestätigt, den südlichen Schlenker über Songea zu radeln und nicht den direkten Weg nach Daressalaam zu nehmen.

Das Streckenprofil der nächsten 4 Tage ist sprichwörtlich atemberaubend: im Zickzackstich einer Nähmaschine geht es ständig 7-15% hoch und runter. Da haben wir nach den 80-90 km am Tag auch noch 1.500-2.000 Höhenmeter in den Beinen. Grüne Landschaft, Teeplantagen und viel Aussicht belohnen unsere Mühen.
Hier kommen Weissgesichter wie wir nicht so oft vorbei, erst recht nicht auf dem Drahtesel, und so laufen bei einer Mittagsrast ein paar Kinder auf mich zu, strecken mir ihre Hände entgegen und berühren meine Haare. Blonde Haare... sowas haben sie noch nicht gesehen. Dabei gibt es auch andere Reaktionen: kreischend laufen Kinder vor uns weg oder verstecken sich weinend hinter den Geschwistern. Denn hier "kommt der weisse Mann und nimmt dich mit, wenn du nicht artig bist!" wird den Lütten gedroht.

In Songea zelten wir in der Mission der anglikanischen Kirche. Aus zwei Tagen werden fast zwei Wochen, weil ich mir eine Grippe einfange und noch Alexander anstecke. Wir haben Glück, dass wir ein nettes zu Hause haben, uns mit Pastor Komba und der kleinen Violette anfreunden und, es in dem Ort eine gute Internetverbindung gibt. Dann heisst es Abschied nehmen und am südlichsten Ende Tansania`s geht es auf 600 km Sandpiste quer hinüber zum Indischen Ozean.

Wenn wir im Dorf zum Essen rasten, sind wir gleich von 60-100 Kindern und Erwachsenen umzingelt. Selten haben wir Glück und können uns in die Garküche verkriechen und in Ruhe speisen. Meistens setzen sich die Erwachsenen um uns herum, lachen, scherzen und gucken uns jeden Bissen in den Mund. Zwischendurch verscheuchen sie lauthals mit Stöcken die vielen Kinder, die von draussen die Garküche belagern. Dabei nervt das kindische Gehabe der "Erwachsenen" mehr als die Neugier der Lütten. Nun ja.
Liegt wohl auch daran, dass die jungen Männer nichts zu tun haben. Dieser südliche Teil Tansania`s ist von der Regierung in Vergessenheit geraten. Schlechte Schulbildung, wenig Krankenhäuser, hohe Kindersterblichkeit und keine Jobs. Wie sehr es an Infrastruktur fehlt, zeigt das Beispiel, dass die Menschen z.T. 150-200 km in die nächste Stadt reisen müssen, um ihren Lohn vom Konto abzuheben und die Post abzuholen.

Wir fragen uns immer wieder: wovon leben all diese Menschen an der Sandpiste, die in der Regenzeit zur Schlammschlacht wird? Sie kommen recht ordentlich gekleidet mit dem Handy in der Hosentasche aus der Hütte... und langweilen sich den lieben langen Tag.
Vater Wolfram (wir sind zu Missionsliebhabern geworden, zelten abends dort und unterhalten uns gerne mit den Priestern) ist ein blühendes Vorbild. Wir sind begeistert. Erst vor zwei Monaten wurde er hierher (straf?)versetzt und hat in dieser Zeit bereits einen kompletten Gemüsegarten angelegt. Er möchte den Leuten nicht nur in der Kirche "eine Predigt halten", sondern auch zeigen, wie es geht. Wie schön auch Leute zu treffen mit Eigeninitative und Verantwortungsbewusstsein. Denn der Haupttenor lautet: Ihr Europäer habt unser Land kolonialisiert und ausgebeutet... wir können nichts machen. Wir brauchen eure Hilfe, ihr wisst Bescheid und seid reich. Ein paarmal hörten wir: "Wie, ihr fahrt nur Fahrrad? Es gibt hier doch soviel zu tun. Soviele Menschen leiden."
Danke fürs schlechte Gewissen. Doch dann radeln wir am nächsten Tag weiter, vorbei an vielen jungen Menschen, die viel diskutieren und scherzen und wenig "machen"... und das schlechte Gewissen vergeht.
Solange kein Umdenken stattfindet in Richtung: ich will, ich kann- nein, es wird sich in diesen Ländern nichts grossartig ändern.
Das ist unser Eindruck.

Die Piste wird immer sandiger, wir müssen unsere Packesel öfters schieben, werden von Bussen, LKW´s und Jeeps tüchtig eingestaubt- ein mühsames Vorankommen.
Dann landen wir bei den deutschen Missionaren Birgit und Marco und machen zwei Tage Urlaub in Deutschland. Das tut gut. Eine warme Dusche, ein nettes Zuhause, Kaffee mit Milch und leckerem Essen. Am Sonntag gehen wir mit zum Gottesdienst. Marco übersetzt vom Kisuaheli ins Deutsche, der Gospelgesang wird mit Gitarre und Bongo begleitet, es wird geklatscht und rhythmisch mitgeschwungen. Die Tür steht weit geöffnet. Ganz locker kommen und gehen die Leute ein und aus, die Kinder spielen draussen- das mitteleuropäische "steife, schwere und ernste" wäre hier in Afrika auch fehl am Platz.
Vielen Dank nochmal an euch!

Nach fast zwei Wochen Piste mit viel Sand und Staub entzündet sich Alexanders Auge. Doch die Teerstrasse ist nicht mehr fern. Der letzte Tag ist nochmal heftig. Viele LKW´s donnern vorbei, zwingen uns zum Absteigen und wirbeln viel Staub auf... der ist fein wie Puderzucker- armes Auge!
Doch alles hat ein Ende und auf der Teerstrasse rollen wir nach Ndanda.

In Ndanda ist die Benediktiner Abtei... eine ganz besondere der vielen deutschen Missionen... denn hier gibt es "Mutterns Hausmannskost"! Wie lecker! Wir bleiben gleich zwei Tage weils so gut schmeckt und Alexanders Kaninchenauge genesen kann. In der klostereigenen Schlachterei kaufen wir noch eine konkret "deutsche Salami"! Was für ein Paradies.
Zum ersten Mal seit Südafrika mieten wir ein Zimmer. Wir brauchen mal ein Zuhause und Abstand zu Afrikas Strassenleben.


Jedes Land hat so seine Tücken und Eigenarten. Hier ist wie gesagt plötzlich Schluss mit dem Englisch. Wir kommen in der Abendämmerung in einem kleinen Dörfchen an. Mit Händen und Füssen versuche ich einer alten Frau zu erklären, dass wir an der Kirche zelten möchten. Sie bekreuzigt sich etliche Male und sendet Stossgebete zum Herrn im Himmel. Ich ahme ihre Gesten nach in der Hoffnung, Eindruck zu schinden. Im warsten Sinne des Wortes: ein Bild für die Götter- Alexander amüsiert sich köstlich.
Ende vom Lied: Ich gebe auf. Wir schwingen uns wieder auf die Räder und finden ein Plätzchen in der Natur.

Dann gibt es die "fliegende Kleiderboutique". Zu Fuss oder per Fahrrad werden die Dörfer abgeklappert und die Bewohner mit Klamotten versorgt. Prima Geschäftsidee finden wir.

Frau heisst hier "Mama". Ich bin jetzt "Mama Maren". Steht mir auch ganz gut finde ich.

In den letzten sechs Wochen haben wir den Kocher nicht mehr angeschmissen. In fast jedem Dorf gibt es Garküchen. Eine Mahlzeit wie Reis oder Ugali (Maisbrei) mit Bohnen kostet 30-50 Cent oder Chipsi Mayai 80 Cent. Voll wenig! Das mit einer Pepsi, unserer Süssigkeit, gibt es dann mittags und abends. Die kulinarische Vielseitigkeit wurde nicht in Afrika erfunden, doch Hauptsache es kommt Sprit in den Tank.
Zum Frühstück treiben wir viel Frittiertes und Gebackenes auf (Mandazi, Chiapatti, Kekie, Vitumbua) und selten bekommen wir Brot oder Brötchen (Mikate). Der "Brotaufstrich" ist megasüsser Tee, der einheimischen Süssigkeit. Das Frühstück haben wir mittlerweile ziemlich über.

Doch das Radeln finden wir auch nach fünf Monaten noch super. Unser Ziel: Urlaub auf Sansibar ist nicht mehr fern. Wir geniessen zwei Tage den geringen Rollwiderstand auf dem Teer, bis wir wieder im Sand stecken bleiben. Auf der Nord-Süd-Achse von Daressalaam nach Lindi sind 60 km noch im Pistenzustand... und was für ein Zustand! Wir rackern, schuften und arbeiten uns durch den Sand, der Schwerlastverkehr donnert an uns vorbei, zwingt uns zum Absteigen und staubt uns herrlich ein. Ich verschwende viel Energie ins Fluchen- Alexander ist da gelassener- schlage mir noch Knie und Schienbein auf...!
Scheisstag!

Wie erreichen Kilwa Masoko und möchten uns die Ruinen auf der Insel Kilwa Kisiwani anschauen (UNESCO Weltkulturerbe). Megaoffiziell beantragen wir am Vortag die Genehmigung- wie untypisch für Afrika... und erkundigen uns: Überfahrt im Touristenboot plus Guide entsprechen dem halben Monatslohn eines tansanischen Durchschnittsverdieners...in wessen Tasche das Geld wohl landet? Die Überfahrt mit den Einheimischen in der Dhow kostet dagegen ein Bruchteil dessen.
Wir gehen also am nächsten Morgen runter zum Hafen. Plötzlich gibt es eine Hafengebühr... gute Geschäftsidee. Ein Guide erwartet uns schon und die Seefahrer wollen uns in der Dhow nicht mitnehmen. Weiss= reich= Kohle abdrücken.
Wir sagen uns "pole, pole", setzen uns in den Schatten und warten ab. Die Dhow wird beladen, die Afrikaner steigen ein, wir stehen knietief im Wasser...na klar will der Seebär uns immer noch nicht mitnehmen. Doch was soll er machen? Wir halten ihm das Geld hin, alle schauen zu...soll er sein Gesicht verlieren? Also willigt er ein, wir klettern ins Boot und lassen den Guide zurück, der sich nicht runterhandeln lässt. Das ist Yussufs Glück. Er wohnt auf der Insel, ist jetzt unser Guide und freut sich übers Taschengeld. So machen Ausflüge Laune!
Zaghaft bieten wir ihm von unserem Lunch an -zur Zeit ist ja Rhamadan, der Fastenmonat der Muslime. Doch was der Nachbar nicht sieht, verzeiht Allah, und so muffeln wir drei Mandazi und Vitumbua. Wir müssen schmunzeln. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall und zwei Tage später erreichen wir den südlichen Strand von Daressalaam.

Der Massentourismus stimmt uns nachdenklich. Mitlerweile denken und leben wir in den Dimensionen der Afrikaner. Auf dem Campingplatz kostet ein Bier 2 Tagesgehälter und wer reist heutzutage noch ohne Notebook?
Wir stimmen den Afrikanern zu: Wir SIND reich! Leider ohne uns dessen bewusst zu sein.
Im WC steht groß angeschrieben: IM Camp Sicherheit- AUSSERHALB Camp Gefahr!
Was wird uns bloss in die Köpfe gehämmert? Ohne die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Afrikaner- wären wir da so weit gekommen? Wäre das Reisen wirklich so gefährlich, warum haben wir in den 100 Radeltagen und dem Leben auf der Strasse keine schlechte Erfahrung gemacht? Und zu guter letzt: das einzige Mal, wo wir beklaut wurden, war im Camp. Unser Handy, das wir in der Grossstadt Lusaka in einem Cafe liegen liessen, bekamen wir am nächsten Tag zurück...!

Der frühe Vogel fängt den Wurm und wir bekommen die erste Fähre um 7:15 Uhr nach Sansibar. Ab in den Urlaub und weg vom Strassenleben. Wir sind glücklich, schlagen uns die Bäuche mit Köstlichkeiten voll und beim Italiener kann Alexander seinen Eishunger stillen. Nicht zu vergessen: Stone Town ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und wir besuchen noch das historische Museum. Schon vor 2000 Jahren haben Händler sämtlicher Länder des Indischen Ozeans, von China bis zum Nahen Osten, in ihren Dhows das Weltmeer gekreuzt. Einige haben sich auf der Gewürzinsel angesiedelt und somit ist die Kultur hier bunt gemischt mit überwiegend Islamischen Glauben.

Nach drei Tagen Kultur und Futtern schwingen wir uns wieder auf die Räder und fahren zu einem schönen Strand im Norden. Alexander geht morgens joggen, ich springe ins türkis-blaue Meer, relaxen, Muscheln sammeln, beachen und zum Abend rundet ein Sundowner den herrlichen Tag ab. Mensch geht es uns gut!
Von Tukuyu nach Songea und weiter nach Daressalaam
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Tanganyika gehörte seit 1890 zur Kolonie Deutsch-Ostafrika. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es den Briten zugesprochen, die schon vorher ein Protektorat auf der Insel Sansibar errichtet hatten. Tanganyika erlangte 1961 die Unabhängigkeit, im Dezember 1963 folgte dann Sansibar. Am 26. April 1964 entstand aus beiden Staaten die Vereinigte Republik von Tansania.
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Swahili bedeutet "von der Küste" und stammt vom arabischen Wort "Sahel" ab. Die Sprache und die Bevölkerung an Afrikas Ostküste (von Somalia im Norden bis Mosambik im Süden) setzt sich aus afrikanischen, arabischen, persischen und asiatischen Einflüssen zusammen und ist von der islamischen Kultur geprägt.
Obwohl sich die Swahili-Kultur schon deutlich früher entwickelte, erlebte sie erst im 18. Jahrhundert unter den "Omani Arabs" auf Sansibar ihre Blütezeit. Swahili oder Kisuaheli wird heute in ganz Tansania und in weiten Teilen von Kenia und Uganda gesprochen.
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